CODE–Knacker

Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


VERLAGSSIGNETE

In den Anfängen der Druckerei- und Verlagsgründungen, deren Wurzeln oft in der Buchstadt Leipzig als Zentrum des deutschen Buchhandels und Buchgewerbes zu finden sind, wurden die Produkte fast ausschließlich mit künstlerisch gestalteten Signeten (lat.: "signum" für "Zeichen", eigentlich "eingeschnitzte Marke") versehen. Diese Drucker- oder Verlagszeichen (gr.-lat.: Symbolum, Plural: Symbola) sollten die Herkunft des Produktes, bei Büchern besonders auf dem Buchrücken, unverwechselbar und wieder erkennbar machen und ebenso als Schutz- und Werbemarke fungieren.

Dazu dienten in den Anfängen des Buchdruck- und Verlagswesens (um 1450 wurde von Johannes Gutenberg der Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden) neben den Monogrammen oder Initialen des Gründers meistens aufwändig gestaltete Bildzeichen von Tieren wie Löwen, Adler, Fabelwesen oder Bäume, auch Bauwerke. Bei den so genannten sprechenden Zeichen flossen vom Namen abgeleitete Symbole wie beim S. Fischer Verlag in das Verlagssignet ein.

Ebenso die als so genannte sprechende Zeichen vom Namen abgeleitete Symbole wie beim S. Fischer Verlag.

Bei den oft auf über 300 Jahre umspannenden Verlagsgeschichten, mutierten die ursprünglich an Wappensymbolen ausgerichteten Holzschnittornamente zu grafisch eher einfach gestalteten und im Laufe des Bestehens zu oft modifizierten Firmenlogos, die den Zeitgeist des Corporate Designs gerecht werden mussten.

Eine Auswahl bekannter Verlage, unabhängig vom Gründungsjahr, Verlagsschließung- oder Umbenennung, Spartenausrichtung  Verlagsgröße, Fusionen, Rechtsform, Sitz oder Konzernzugehörigkeit sind hier beispielhaft aufgezählt.

 

Verlagssignet C.H. Beck 1763 Gründung Verlages C.H. Beck in Nördlingen durch Carl Gottlob Beck.
Das Verlagssignet besteht aus einem geflügelten Greif (Fabeltier mit Adlerkopf auf Löwenkörper) und dem Großbuchstaben B in einem Oval für Beck.
Verlagssignet Bibliographischen Instituts 1826 Gründung des Bibliographischen Instituts in Gotha durch Carl Joseph Meyer (*1796 – † 1856). Bekannte Marken unter dem Dach des BI sind u. a. Duden, Meyers und Harenberg .

Die Firmengeschichte erwähnt an keiner Stelle die Bedeutung des Signets.

Verlagssignet Brockhaus 1805 Gründung der Firma Rohloff & Co. in Amsterdam von Friedrich Arnold Brockhaus (* 1772 – † 1823). Das 1858 offiziell eingeführte Verlagssignet besteht aus einem geflügelten Greif (Fabeltier mit Adlerkopf auf Löwenkörper) und dem Monogramm des Grüners FAB.
Verlagssignet Heyne Verlag (heyne-Wimpel) Gründung 1934 des Heyne Verlages in Dresden durch Wilhelm Heyne (*1888 – † 1968) in Dresden. Das bis 2003 verwendete Verlagssignet war wegen der Wimpelform unter dem Namen Heyne-Wimpel bekannt.
Verlagssignet S. Fischer Verlag Verlagssignet S. Fischer Taschenbuch Verlag1886 Gründung des S. Fischer Verlages in Berlin durch Samuel Fischer (*1859 – † 1934). Die Verlagssignete leiten sich als so genannte redende Signete vom Namen des Verlegers ab.
Verlagssignet Verlag Herder 1801 Gründung der Herderschen Verlagsbuchhandlung (später Herder Verlag) in Meersburg am Bodensee durch Bartholomä Herder (* 1774 – † 1839).
Das Signet vom Verlag Herder enthält das sich überlagernde Monogramm "Vh".
Verlagssignet Ernst Klett Verlag 1897 Erwerb des Verlages und der Druckerei von Carl Grüninger in Stuttgart durch Ernst Klett (*1863 – † 1947) und seinem Schwager Julius Hartmann. 1928 wurde das Schulbuch-Unternehmen in Ernst Klett umfirmiert.
Das als Klett-Lilie bekannte Verlagssignet aus dem Jahre 1953 besteht aus den zu einer Lilie stilisierten Monogramm "ek" des Firmengründers.
Verlagssignet Reclam Verlag (Monogramm 1955) 1828 Erwerb des "Literarischen Museums" in Leipzig durch Anton Philipp Reclam (* 1807 – † 1896) und anschließende Gründung des eigenen Verlages "Verlag des literarischen Museums", der 1937 in "Philipp Reclam jun." umbenannt wurde. Reclamfarben1867 Gründung der "Universal Bibliothek", deren Ausgaben ab 1970 in leuchtend gelben Umschlägen erschienen und zur unverwechselbaren Hauptfarbe und zum Markenzeichen wurden. Bei den zweisprachigen Ausgaben (Orange) stehen sich Originaltext und Übersetzung gegenüber.
Die Farbsystematik des Verlagsprogramms wurde wie folgt erweitert:
1969 "Grüne Reihe"(Erläuterungen und Dokumente),
1973 "Blaue Reihe" (Arbeitstexte für den Unterricht),
1983 "Rote Reihe"(Fremdsprachentexte),
2009 "Magenta Reihe" (Sachbücher).
Verlagssignet Springer-Verlag 1842 Eröffnung einer Buchhandlung in Berlin durch Julius Springer (* 1817 – † 1877) mit bald darauf folgender Gründung des Verlages, der heute zu den größten Wissenschaftsverlagen der Welt gehört. Das Verlagssignet "Springerfigur" hat seinen Ursprung in der Verbundenheit zum Schachspiel und den verlegten Lehrwerken über Schach.
Verlagssignet Georg Thieme Verlag 1886 Gründung der Verlagsbuchhandlung Georg Thieme in Leipzig durch Georg Thieme (*1860 – † 1925). Auf den schwerpunktmäßig für medizinische Fachliteratur spezialisierter Verlag führt im Verlagssignet als wichtiges Identifikationsmerkmal einen Baum in einem Oval. Thieme Trikolore (3 Farbstreifen: dunkelblau-hellblau-weiß) Zusätzlich sind die Deckblätter in den Farbstreifen dunkelblau–hellblau–weiß gestaltet. Diese markenrechtlich geschützte Thieme-Trikolore ist nach den Regeln des Goldenen Schnitts ausgeführt und bewirkt im Rahmen des Corporate Design einen hohen Wiedererkennungswert.
Verlagssignet Ullstein (Ullstein-Eule) 1903 Gründung Ullstein Verlages in Berlin durch die erfolgreiche Zeitungsverlegerfamilie gleichen Namens. Die für Weisheit und Hüterin des Wissens stehende Eule wird zum Markenzeichen des Verlages.

 

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