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Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


BANKENRATINGS - KREDITRATINGS

Um die Bonität von kreditsuchenden Privatpersonen als auch Unternehmen auf einen Blick zu erkennen, werden entsprechende Bewertungen vorgenommen und mit Ratingnoten klassifiziert. Es soll ausgesagt werden, ob eine bewertete Person oder ein bewertetes Unternehmen in der Zukunft in der Lage ist, seine Schulden termingerecht und vollständig zu tilgen.

Derzeit arbeiten die Banken noch mit unterschiedlichen Ratingsystemen.

Seit 1.1.2007, in Teilen seit 1.1.2008, müssen Banken nach den Vorgaben des "Baseler Ausschusses für Bankaufsicht der Kreditwirtschaft" für unsichere Kredite mehr Eigenkapital hinterlegen mit der Folge, dass Kreditsuchende nach zukunftsorientierten Rating-Kriterien klassifiziert werden. Dann werden weniger gut eingestufte Kreditnehmer einen höheren Kreditzins zahlen müssen als gut eingestufte Kreditnehmer. Es werden bis zu 80 Einzelpositionen vom Kreditsuchenden abgefragt (z. B. Branche, Beamtenstatus, Einkommenshöhe, Schwankungen des Einkommens, Vermögenslage, Kinderanzahl, Ausländerdichte im Wohngebiet, Straßentyp, Größe des Autos, negative SCHUFA-Einträge), die ein spezielles Computerprogramm sodann auswertet und aus den gewonnenen Erkenntnissen ein Angebot erstellt.

 

Am Beispiel eines Kreditersuchens für eine Unternehmensgründung, ermittelt die Hausbank eine Kreditausfall-Risiko-Einstufung aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse und den vorhandenen Sicherheiten nach folgenden und weiteren Faktoren:

1. Gründungsperson und Management:

Bewertet: werden: Gründungskonzept, Übernahmekonzept bei Unternehmensübernahmen, Strategie, Ausbildung und Weiterbildungswille des Betriebsinhabers und der Mitarbeiter, Führung des Unternehmens.

2. Markt und Branche:

Bewertet werden: Die Standortqualität, die Entwicklung des Marktpotenzials, die Branchen- und Unternehmensentwicklung sowie der Marktauftritt des Unternehmens.

3. Wirtschaftliche Verhältnisse:

Bewertet werden: Betriebswirtschaftliche Kennzahlen, die sich aus der Analyse der Jahresabschlüsse ergeben: Ertragskraft des Unternehmens, Eigenkapitalausstattung (bei der Ermittlung der EK-Quote, das ist das EK in Prozent an der Bilanzsumme, werden gegebenenfalls nicht bilanzierte Vermögenswerte, insbesondere geleaste Vermögenswerte, hinzugerechnet), Verschuldungsgrad, Kapitalstruktur, Kostenbelastung, Handelsspanne, Lagerumschlag, Cashflow, Forderungsaußenstände und andere.

4. Organisation der Geschäftsführung:

Hier wird die Qualität der Organisation der Geschäftsabläufe bewertet. Dazu zählen insbesondere neben dem Unternehmensaufbau das Controlling, der EDV-Standard und das Rechnungswesen.

 

Bei Förderdarlehen wird bei der KfW Bankengruppe in Frankfurt eine Bonitätsermittlung nach folgendem Schema vorgenommen:
(Quelle der Tabellen: KfW Bankengruppe, Risikogerechtes Zinssystem, Stand 08/2014):

 

1. Bestimmung der Bonitätsklasse

Bonitätsklasse

Bonitätseinschätzung durch die Hausbank

1-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers *)

1 ausgezeichnet

bis 0,10 %
2 sehr gut über 0,10 % bis 0,40 %
3 gut über 0,40 % bis 1,20 %
4 befriedigend über 1,20 % bis 1,80 %
5 noch befriedigend über 1,80 % bis 2,80 %
6 ausreichend über 2,80 % bis 5,50 %
7 noch ausreichend über 5,50 % bis 10,00 %

*) Die Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit wird mit einem Ratingverfahren ermittelt. Sie drückt die statistische Wahrscheinlichkeit aus, dass der Kreditnehmer innerhalb eines Jahres zahlungsunfähig wird. Für die Laufzeit eines Kredites ist die Ausfallwahrscheinlichkeit um ein Vielfaches höher (z. B. für einen Zeitraum von 10 Jahren ca. das 10-fache, in Abhängigkeit von der Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Kreditnehmers).

 

2. Bestimmung der Besicherungsklasse
Besicherungsklasse Werthaltige Besicherung in %
1 70 % und mehr
2 über 40 % und unter 70 %
3 bis 40 %

 

Hier prüft die Hausbank, wie ein Zahlungsausfall von laufenden Tilgungs- und Kreditraten das Risiko abgefedert werden kann. Die Werthaltigkeit der Vermögenswerte, die sich unter anderem aus aktuellen Jahresabschlüssen ergeben, wird in Form von Beleihungswerten unter Berücksichtigung eines Risikoabschlages ermittelt.

Ermittelt die Hausbank beispielsweise für einen Antragsteller aufgrund der Bewertung zu erwartender Wiederverkaufswerte einen Beleihungswert von 50 % für den beantragten Kredit, so entspricht dieser der Besicherungsklasse 2.

 

Beleihungsgrenzen für ausgewählte Sicherheiten
Sicherheiten Beleihungsgrenze (Anhaltswerte)
Guthaben bei inländischen Banken 100 %
Bausparguthaben 80 % - 100 %
Lebensversicherungen (Rückkaufswert) 80 % - 100 %
Inländische festverzinsliche Wertpapiere (Kurswert) 70 % - 100 %
Inländische Investmentanteile (Rücknahmepreis) 60 % - 80 %
Inländische Standardaktien (Kurswert) 50 % - 60 %
Immobilien (Sach- bzw. Ertragswert) 50 % - 80 %
Gängige Maschinen (Zeit- bzw. bereinigter Buchwert) 50 % - 66 %
Gängige Fahrzeuge (Zeit- bzw. bereinigter Buchwert) 50 % - 60 %
Gängige Handelswaren (abzgl. Lieferantenverbindlichkeiten) 50 % - 60 %
Einrichtungen (Zeit- bzw. bereinigter Buchwert) 40 % - 50 %
Kundenforderungen (Nennwert) 50 % (z. T. 90 %)

 

Bei einer angenommenen Bonitätsklasse 4 sowie einer Besicherungsklasse 2, ergibt sich nach folgendem Schema die Preisklasse E und das bedeutet, dass sich der risikorelevante Zinssatz im mittleren Zinssatzfeld bewegt. (Die aktuell gültigen Zinssätze sind auf der Website der KfW einzusehen)

 

3. Ermittlung der Preisklasse
Bonitätsklasse 1 1 1 2 2 3 4 2 3 5 4 6 5 3 4 5 6 7 6 7
Besicherungsklasse 1 2 3 1 2 1 1 3 2 1 2 1 2 3 3 3 2 1 3 2
Preisklasse A B C D E F G H I
Darlehenskosten günstiger ◄—————————————►teurer

Fazit: In der Vergangenheit wurde dem guten Namen einer Firma und dem Leumund der Betriebsführung eine gewisse Bedeutung beigemessen - die Zukunft zielt bei den Beurteilungskriterien auf eine nachhaltige betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit ab ohne die Zukunftsperspektiven aus dem Auge zu verlieren. Daraus folgen unterschiedliche Kreditkonditionen als auch unterschiedliche Kreditkosten.