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Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


PANDEMIE-ALARMPHASEN

Wenn eine Seuche in mehreren Ländern oder weltweit auftritt, spricht der Virologe von einer Pandemie.
Eine nicht so dramatische Seuchenausweitung, die nur ein räumlich und zeitlich begrenztes Gebiet befällt, wird als Epidemie bezeichnet.

In Fällen von gefährlichen, oft todbringenden Grippeviren, wurde von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ein sechsstufiges pandemisches Alarmsystem aufgestellt, das bei Auftreten eines als gefährlich eingestuften Grippevirus zielgerichtete Gegenmaßnahmen wie Entwicklung eines Impfstoffes oder Isolierung von Erkrankten vorsieht.

Die Gefährlichkeit der echten Grippe (Influenza) wird an der Anzahl der Toten vergangener Grippepandemien deutlich (WHO-Angaben):

1918 - 1919 Spanische Grippe (Influenza A-Virus (H1N1) ): 20 - 50 Millionen Todesfälle weltweit
1957 - 1958 Asiatische Grippe (Influenza-A-Virus (H2N2) ): 1 - 4 Millionen Todesfälle weltweit
1968 - 1970 Hongkong-Grippe (Influenza-A-Virus (H3N2) ): 1 - 4 Millionen Todesfälle weltweit
2009 - 2010 Neue Grippe/Schweinegrippe (Influenza-A-Virus (H1N1) ): 0,2 Millionen Todesfälle weltweit

 

Pandemie-Alarmphasen der WHO
Phasen – Beschreibung Gesundheitsversorgung

Phase 1 – Vorwiegend tierische Infektionen; wenige menschliche Infektionen

Es wurde berichtet, dass kein unter Tieren zirkulierendes tierisches Influenzavirus eine Infektion beim Menschen verursacht.


Vorbereitungen im Gesundheitssystem sollten vorangetrieben werden.

Phase 2 – Vorwiegend tierische Infektionen; wenige menschliche Infektionen

Es ist bekannt, dass ein tierisches Influenzavirus, dass in domestizierten oder wilden Tieren zirkuliert, eine Infektion beim Menschen verursacht hat und wird daher als spezifische potenzielle Pandemiebedrohung angesehen.

Phase 3 – Vorwiegend tierische Infektionen; wenige menschliche Infektionen

Ein tierisches oder menschlich-tierisches Influenza-Reassortment-Virus hat bei Menschen sporadische Fälle oder kleine Häufungen von Krankheiten verursacht, jedoch nicht zu einer Übertragung von Mensch zu Mensch geführt, die ausreicht, um Ausbrüche in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten.

Phase 4 – Nachhaltige Übertragung von Mensch zu Mensch

Die Übertragung eines tierischen oder tierischen Influenza-Reassortment-Virus von Mensch zu Mensch, das in der Lage ist, Ausbrüche in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten, wurde bestätigt.


Notfallpläne werden aktiviert.

Phase 5 – Weit verbreitete menschliche Infektion

Dasselbe identifizierte Virus hat in zwei oder mehr Ländern in einer WHO-Region zu anhaltenden Ausbrüchen in der Bevölkerung geführt.


Notfallpläne für Gesundheitssysteme sind auf auf allen Ebenen zu implementieren.

Phase 6 – Weit verbreitete menschliche Infektion

Zusätzlich zu den in Phase 5 definierten Kriterien hat dasselbe Virus in mindestens einem anderen Land in einer anderen WHO-Region zu anhaltenden Ausbrüchen in der Bevölkerung geführt.
Quelle (Auszug): WHO PANDEMIC PHASE DESCRIPTIONS AND MAIN ACTIONS BY PHASE  (Stand: 2009)

 

Folgende vier EU-Alarmstufen innerhalb der WHO-Phase 6 (Pandemiephase) sind nach Absprache mit den Mitgliedstaaten, der WHO und dem ECDC festzusetzen:

EU-Alarmstufen in der Pandemiephase 6

EU-Alarmstufe 1 – kein bestätigter Fall von Infektion mit dem Pandemievirus beim Menschen in den EU-Mitgliedstaaten;

EU-Alarmstufe 2 – ein oder mehrere bestätigte Fälle von Infektion mit dem Pandemievirus beim Menschen in den EU-Mitgliedstaaten;

EU-Alarmstufe 3 – ein bestätigter Ausbruch (Übertragung) mit dem Pandemievirus in einem EU-Mitgliedstaat;

EU-Alarmstufe 4 – flächendeckende Übertragung in EU-Mitgliedstaaten.

Quelle: Mitteilung der Kommission der EU vom 28.11.2005, KOM(2005) 607 endgültig

 

👉 Um sich und andere vor virulenten Infektionen effektvoll zu schützen, sollten vorsorglich
1. Empfohlene Impfungen wie die gegen Grippe oder Masern vorgenommen werden,
2. die Hände oft und sorgfältig mit Seife gewaschen werden,
3. bei Begrüßungen aufs Händeschütteln und Umarmungen verzichten werden und
4. die Finger von Mund, Nase und Augen (Schleimhäute!) ferngehalten werden.

Im Falle einer Grippeepidemie können vorsorglich Hygienemasken (auch als OP-Masken bekannt) in der Ausgestaltung als Mund-Nasen-Schutz, kurz MNS, aufgesetzt werden, die das Einatmen der in der Luft befindlichen Erreger durch Mund und Nase zu verringern vermögen (auf DIN EN 14683 achten).
Noch besser geeignet wegen des dichteren Sitzes: FFP2/FFP3-Masken

 

Basic reproduction number – BRN 

Mit der BRN wird in der Infektionsepidemiologie angegeben, wie viele Personen, die gegenüber einem Übertragungserreger nicht immun sind, von einer infizierter Person im Durchschnitt angesteckt werden (in der Tabelle die rechte Spalte R0).

Daneben existiert noch die Nettoreproduktionszahl R (engl.: net reproduction number - NRN). Bei dieser Ermittlung wird unterstellt, dass ein Teil der Bevölkerung bereits immun ist.

Der Verlauf und das Ausbreitungsrisiko einer Epidemie kann mit Hilfe von R0 abgeschätzt werden. Ziel ist, durch Impfkampagnen oder andere Schutzmaßnahmen den Wert auf R1 zu senken, was bedeutet, dass ein Infektionsfall einen Folgefall nach sich zieht, jedoch zu keiner weiteren Ausbreitung führt. Ein Wert R<0 führt zu einem Rückgang einer Krankheit bis zu deren Ausrottung.

Aufgrund unzureichender Impfungen (Impfmüdigkeit!) wie beispielsweise gegen den Masernerreger, flammte im Jahr 2013 diese Kinderkrankheit in Deutschland wieder auf und befiel auch Erwachsene. Besonders bei dieser Bevölkerungsgruppe ist mit ernsthaften Komplikationen zu rechnen. Darum wird öffentlich immer wieder daran appelliert, besonders Kinder zu impfen. Nicht nur um das eigene Kind zu schützen, sondern auch, um eine hohe Durchimpfungsrate (anzustreben sind etwa 85 - 95 % der Bevölkerung) zu erreichen und somit epidemische Ausmaße zu entgegnen. Man spricht dann auch von Herdenimmunität, wenn eine hohe Anzahl geimpfter Personen auch die wenigen nicht geimpften Personen schützen.

BRN (Ansteckungsweg einer infizierten Person)
Basisreproduktionszahl R0
Krankheit Hauptübertragungsweg R0
Masern durch die Luft übertragen 15
Keuchhusten Tröpfcheninfektion 15
Diphtherie Speichel 6
Pocken Sozialkontakt 6
Polio Fäkal-orale-Übertragung 6
Röteln Tröpfcheninfektion 6
Mumps Tröpfcheninfektion 5
HIV/AIDS Sexualkontakt 3
SARS Tröpfcheninfektion 3
COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) Tröpfcheninfektion 2,4-3,3 *)
Zika Sexualkontakt 2-5
Spanische Grippe (1918) Tröpfcheninfektion 2-3
Influenza (Grippe) Tröpfcheninfektion 2-3
Ebola Kontakt mit Körperflüssigkeiten 2
Schweinegrippe (2009) Tröpfcheninfektion 1,5
*) Stand: 10.03.2020 Robert-Koch-Institut (RKI)

 

Exponentielle Ausbreitung einer Pandemie


  
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