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Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


HANDELSKLASSEN - OBST & GEMÜSE

In den Bestimmungen der EU-Vermarktungsnorm Nr. 543/2011 für frisches Obst und Gemüse hat der Gesetzgeber zwecks besserer Marktübersicht und zum Schutz des Verbrauchers bestimmte Obst- und Gemüsesorten vor minderwertiger Ware in Güteklassen bindend festgelegt. Die Einteilung/Sortierung in die unterschiedlichen Klassen erfolgt vordergründig nach dem Aussehen, also wie ansprechend das Obst oder Gemüse auf den Käufer wirkt und nicht wie genießbar oder gesund es ist.

Gemeinsame Merkmale aller Klassen (Mindestqualitätseigenschaften):

Ganz, gesund, sauber, Rückstände an Pflanzenschutzmitteln sind auf ein unbedenkliches Maß begrenzt, frei von fremden Geruch und Geschmack, frei von Schädlingen, frei von Schäden durch Schädlinge, frei von anomaler äußerer Feuchtigkeit, frei von fremdem Geruch und/oder Geschmack, genügend entwickelt, aber nicht überentwickelt und ausreichend reif.
Die Verpackung muss zum Schutz der Erzeugnisse stabil und haltbar sein. Der vollständige Name des Ursprungslandes muss angegeben werden.

Im Rahmen der Entbürokratisierung, das Für und Wider wird kontrovers diskutiert, gelten derzeit (Stand 3/2019) nur noch folgende spezielle EU-Güteklassen (Vermarktungsnormen) für diese Obst- und Gemüsearten:

Äpfel, Zitrusfrüchte, Kiwis, Salate - krause Endivie und Eskariol, Pfirsiche und Nektarinen, Birnen, Erdbeeren, Gemüsepaprika, Tafeltrauben und Tomaten/Paradeiser.

 

Und was sind klimakterische Früchte?

Das sind jene Früchte, die nach der Ernte also auch zu Hause noch nachreifen. Dazu gehören:

Äpfel, Aprikosen, Avocados, Bananen, Feigen, Guaven, Honigmelonen, Kakis, Kiwis, Mangos, Melonen, Nektarinen, Papayas, Passionsfrüchte, Pflaumen, Pfirsiche, Stachelbeeren (andere Beeren nicht), Zwetschgen und Tomaten.

Um den Reifungsprozess von Früchten zu beschleunigen, hilft es, einen reifen Apfel in die unmittelbare Nähe der unreifen Früchte legen. Das ausströmende Ethylen beschleunigt diesen Vorgang


Gemüsestand
Gemüsestand auf einem Marktplatz (Naschmarkt Wien)

HKL Extra Klasse Extra
höchste Qualität;
frei von jeglichen Fehlern (ganz, glatt, fest, prall), gut geformt, einheitliche Farbbeschaffenheit, gleiche Größe.
Keine Mängel, mit Ausnahme sehr leichter, oberflächlicher Schalenfehler.
HKL I Klasse I
gute Qualität;
leichte Form- und Entwicklungsfehler, leichte Farbfehler, leichte Druckstellen, ausreichende Festigkeit.
HKL II Klasse II
mittlere Qualität;
gröbere Fehler, gröbere Farbabweichungen sind zulässig. Das Fruchtfleisch muss frei von größeren Mängeln sein. In jedem Fall sind die Mindesteigenschaften einzuhalten.
In diese Kategorie fallen auch die meisten Bio-Produkte mit deren natürlichen Wuchs- und Entwicklungseigenschaften wie unterschiedliche Formen, Größen, Krümmungen oder Farbabweichungen.

 

Beliebtestes Frischobst im Jahr 2019/2020 (Deutschland)  Beliebtestes Gemüse im Jahr 2019/2020 (Deutschland)
Äpfel 21,9 kg Tomaten 28,2 kg
Bananen 11,9 kg Möhren, Karotten, Rote Rüben 11,4 kg
Tafeltrauben 5,1 kg Speisezwiebeln 9,2 kg
Erdbeeren 3,8 kg Gurken 7,0 kg
Pfirsiche 3,7 kg Weißkohl, Rotkohl 4,7 kg
Birnen 2,5 kg Anderer Salat
(incl. Eichblattsalat, Endiviensalat, Feldsalat, Lollosalat, Raddicchio, Römischer Salat, Ruccolasalat, sonstige Salate)
3,4 kg
Süß- und Sauerkirschen 2,4 kg Kopfsalat, Eis(berg)salat 2,5 kg
Sanddorn, Holunder, u.a. Strauchbeeren 2,4 kg Wirsingkohl, Kohlrabi, Chinakohl 2,4 kg
Himbeeren 1,1 kg Bohnen 2,2 kg
Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden 1,0 kg Blumenkohl, Grünkohl, Broccoli 1,9 kg
Heidelbeeren 1,0 kg Champignons 1,9 kg
Aprikosen 0,8 kg Spargel 1,7 kg
Johannisbeeren 0,4 kg Spinat 1,5 kg
Brom- und Stachelbeeren 0,2 kg Porree 1,2 kg
Sonstiges Frischobst 12,4 kg Erbsen 1,0 kg
    Sellerie 1,0 kg
Rosenkohl 0,4 kg
Sonstiges Gemüse
(incl. Rhabarber, Knollenfenchel, Meerrettich, Speisekürbisse, Zucchini, Zuckermais, Dicke Bohnen, Chicoree, Rettich, Radies, sonstiges Gemüse)
24,2 kg
Gesamtverbrauch pro Kopf 70,6 kg Gesamtverbrauch pro Kopf 105,6 kg
Quelle: www.bmel-statistik.de (2019/2020 vorläufig)

 

"5 Portionen Obst und Gemüse am Tag" oder "five a day" ist der von Ernährungswissenschaftlern empfohlene Gesundheitsratschlag. Denn es wird eindeutig zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse in den täglichen Speiseplan eingebunden.

Dass Obst und Gemüse in vielen Farben auf Bäumen bzw. Feldern wachsen hat einen eigennützigen Grund. Es sollen Fressfeinde von der Frucht abgehalten und nützliche Tiere zu Zwecken der Vermehrung angezogen werden. Für Stare ist das leuchtende Rot der Kirschen unwiderstehlich, sodass diese davon angezogen werden. Die Taktik: Frisst ein Star eine Kirsche, scheidet dieser den Kirschstein an einer anderen Stelle wieder aus und es wächst unter günstigen Bedingungen ein neuer Kirschbaum.

Und genau von diesen Farbstoffen, Geruchsstoffen nicht zu vergessen auch den Ballaststoffen und anderen sekundären Pflanzenstoffen in den Obst- und Gemüsesorten, profitiert auch der Mensch. Diese Pflanzenstoffe zählen zu der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe und wirken beim Menschen antioxidativ, antimikrobiell oder stärken die Immunabwehr.
Im Vordergrund steht besonders die antioxidative Wirkung, also die Neutralisierung schädlicher Radikale in der Atemluft (z. B. krebsauslösender Feinstaub), eingelagerter Schadstoffe in der Nahrung oder schädlicher UV-Strahlung. Die antioxidative Wirkung wird in Ergänzung mit antioxidativ wirkenden Vitaminen, insbesondere dem Vitamin E und bestimmten Mineralien (Vitamine und Mineralstoffe sind u. a. primäre Pflanzenstoffe) zu einem großen Teil unschädlich gemacht.

Hier eine kleine Aufzählung der über 30.000 bisher bekannten, aber noch nicht restlos erforschten sekundären Pflanzenstoffe und deren gesundheitlich fördernde Wirkung im menschlichen Organismus:

 

Sekundärer Pflanzenstoff (SPS) B u n t   i s t    g e s u n d
Wirkung im Organismus (Vorkommen in …)
Carotinoide
(Farbstoffe)
Senken den Cholesterinspiegel, schützen vor Herzinfarkt, stärken das Immunsystem und beugen Augenerkrankungen vor.
(Besonders rote, orange, gelbe, aber auch grüne Früchte wie Aprikosen, Karotten, Tomaten, Paprika, Brokkoli, Spinat, Grünkohl)
Chlorophyll, Blattgrün
(Farbstoffe)
Chlorophyll gibt den Pflanzen ihre grüne Farbe und ist unter Mitwirkung des Sonnenlichts verantwortlich für die Fotosynthese. Chlorophyll kommt auch in Algen vor.
Chlorophyll wirkt antioxydativ (Bekämpfung freier Radikale) und stärkt somit die Immunabwehr des Körpers. Entzündungsprozesse und Infektion werden in Schach gehalten.
Vorkommen: Grünkohl, Petersilie, Spinat, Brokkoli, grüne Bohnen, Gurken.
Flavonoide,
Anthozyane

(Farbstoffe)
Flavonoide hemmen das Wachstum von Bakterien und Viren und wirken entzündungshemmend. Sie schützen die Zellen vor freie Radikalen, vor Krebs und wirken vorbeugend gegen Herzinfarkt. (Alle rot, violett, blau und gelb aussehenden Obst- und Gemüsesorten, unter anderem grüner Tee, Kakao, Rotwein, Kirschen, Heidelbeeren, Rote Beete, roter Traubensaft, Zitrusfrüchte und Zwiebeln).
Glucosinolate
(Geschmacksstoffe)
Stärken das Immunsystem und hemmen die Krebsentstehung. Beugen Bakterien- und Pilzinfektionen vor.
(In Senf, Meerrettich und Kresse bewirken sie den scharfen Geschmack. Kommt auch in einigen Kohlsorten vor)
Lycopine
(Farbstoffe)
Lycopin ist der rote Farbstoff der Tomaten und Hagebutten. Lycopine sollen besonders das Prostata- und Lungenkrebserkrankungsrisiko senken. Außerdem bieten Lycopine Schutz vor freien Radikalen. Neuere Untersuchungen lassen auch den Schluss zu, dass Lycopin die Blutgefäße elastischer macht und aufgrund dessen den Blutdruck signifikant zu senken vermag.
(In verarbeiteten Tomaten ist die höchste Lycopin-Konzentration vorhanden und vom menschlichen Organismus optimal zu verwerten. Hierzu gehören besonders Dosentomaten und Tomatenmark, aber auch Tomatenketchup - bis zu 10-mal höher als in rohen Tomaten)
Phytinsäure
(Phosphatspeicher)
Phytinsäure besitzt eine antioxidative und blutzuckerspiegelsenkende Wirkung.
(Phytinsäure ist in den Randschichten des Getreides, in Hülsenfrüchten, in Leinsamen und Soja enthalten)
Phytoöstrogene
(Hormone)
Phytoöstrogene schützen vor hormonabhängigen Krebsarten wie Brust-, Gebärmutter- und Prostatakrebs. Beugt Osteoporose vor. Schwächen Wechseljahresbeschwerden ab (Wegen des hohen Verzehrs an Sojaprodukten, sind in asiatischen Ländern Wechseljahresbeschwerden und Brustkrebs deutlich niedriger als bei uns).
(Vor allem in Getreide, Hülsenfrüchten, Knoblauch, Rotklee und Vollkornprodukten)
Phytosterine
(pflanzliche Fette)
Senken das Darmkrebs-Erkrankungsrisiko und den Cholesterinspiegel. Sie wirken regulierend auf die Blutgerinnung.
(Sonnenblumenkerne, Sesam, Nüsse, Sojabohnen, Avocados)
Polyphenole
(Farbstoffe)
Besonders in unter der Schale von Äpfeln, Birnen und Tomaten (90 % in der Schale - 10 % im Inneren) liegen die zu den Antioxidantien zählenden roten, blauen und violetten Farbstoffe.
Sie hemmen das Bakterien-, Viren- und Pilzwachstum. Weiterhin vermögen sie das Risiko vor Herzinfarkt und Krebs zu senken.
(Vorkommen in Trauben, dunklen Weinen und Fruchtsäften, Grünem Tee)
Saponine
(Bitterstoffe)
Senken das Dickdarmkrebs-Erkrankungsrisiko und senken den Cholesterinspiegel. (Sojabohnen, Erbsen, Bohnen, Linsen, Spinat)
Sulfide
(Schwefelverbindungen)
Sulfide sind schwefelhaltige Verbindungen. Sie hemmen das Bakterienwachstum und senken den Cholesterinspiegel. Weiterhin bewirken Sulfide Schutz vor freien Radikalen. Hemmen die Blutgerinnung. Senken das Krebsrisiko.
(Vorkommen in [zerdrücktem] Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Spargel)
Terpene
(Duft- und Aromastoffe)
Das sind unter anderem die ätherischen Öle in Kräutern und Gewürzen. Ebenso Zitrusfrüchte, Oliven und Hopfen. Destillierte oder extrahierte Terpene werden wegen des angenehmen Geruchs, z. B. Menthol, oft als Riechstoffe in kosmetischen Produkten oder als Geschmacksstoffe verwendet. Terpene senken das Krebsrisiko und wirken antimikrobiell.
(Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch, Grünkohl, Zitronen, Melisse, Salbei, Pfefferminze)

ORAC-Werte

Übliche Einheit in wissenschaftlichen Publikationen:

"micromol Trolox-Equivalent pro Gramm" (µmol TE/g).

Vereinzelt werden Lebensmittel mit dem ORAC-Wert versehen.
ORAC steht für "Oxygen Radical Absorbance Capacity" ("Sauerstoff-Radikale Aufnahmekapazität") und soll die antioxidative Eigenschaft des betreffenden Nahrungsmittels hervorheben. Antioxidative Eigenschaft bedeutet, in welchem Maße ein Lebensmittel imstande ist, Sauerstoffradikale abzufangen und zu neutralisieren.

Je höher der ORAC-Wert desto stärker die antioxidative Wirkung, so die Interpretation der Befürworter von Nahrungsmitteln mit hohen ORAC-Werten. Wissenschaftler fanden beim Menschen bisher weder eindeutige Nachweise noch Beweise für den erhofften Schutz und vertreten die Ansicht, dass eine abwechslungsreiche Nahrungsaufnahme mit mehreren Portionen vollreifes Obst und Gemüse für den gewünschten Zellschutz ausreichend sind.

 

Fazit: Positive Effekte polyphenolreicher Lebensmittel auf die Gesundheit können aus den in vitro (Reagenzglas) ermittelten ORAC-Werten nicht auf das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher Nahrungsbestandteile im menschlichen Körper übertragen werden und bedürfen noch umfangreicher Studien.

Derzeit werden daher mit dem ORAC-Wert beworbene Lebensmittel nach Ansicht des ALS (Stellungnahme Nr. 2011/55) als irreführend eingestuft. Auf eine ORAC-Wert-Liste wird an dieser Stelle daher vorerst verzichtet.

ALS (Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit)