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Lexikon der Codes - Symbole - Kurzzeichen


ALZHEIMER - DEMENZGRADE

Alzheimer = Benannt nach dem deutschen Psychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer (*1864 †1915)
Demenz    = lateinisch: "dementia" und bedeutet "ohne Geist"

Alzheimer und Demenz werden im allgemeinen Sprachgebrauch synonym gebraucht, dabei ist die infolge organischer Hirnschädigung auftretende Alzheimerkrankheit nur eine besonders häufig (bis zu 60 %) vorkommende Form der Demenz.

 

Nach dem international anerkannten Diagnoseklassifikationssystems für Krankheiten ICD (= International Classification of Diseases) wird Demenz wie folgt definiert:

Demenz (ICD 10-Code F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei Alzheimer-Krankheit, bei zerebrovaskulären Störungen und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn betreffen.

Das von vielen Menschen gefürchtete, stetig fortschreitende Krankheitsbild (es sammeln sich Eiweißklumpen im Gehirn an, die nicht mehr abgebaut werden können), der unter anderem durch die Alzheimer Krankheit ausgelösten Demenz, offenbart sich in mehr oder weniger starker Ausprägung von Unselbständigkeit, Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit, Depression oder allgemeinen Persönlichkeitsveränderungen bis zum völligen Gedächtnisverlust. Bis zur Feststellung der Diagnose geht ein 10- bis 30-jähriger Hirnabbau voran.

In Fachkreisen gelten als Risikofaktoren zunächst das Alter (> 65 Jahre), aber auch hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Vitamin-D-Mangel, Diabetes, Schwerhörigkeit, Rauchen, Adipositas (hoher BMI), Depression, ungesundes Essen, körperliche Inaktivität, Bildungsdefizite, fehlende soziale Kontakte, Alkoholkonsum, Schädel-Hirn-Trauma, Schlafmangel, Luftqualität und eine genetische Veranlagung. Hier wird der Genotyp ApoE4 auf Chromosom 19 🧬 für ein erhöhtes Alzheimer-Erkrankungsrisiko in Verbindung gebracht.

In der medizinischen Literatur werden unterschiedliche Verfahren zur Bestimmung des Schweregrades beschrieben. Besonders geeignet ist die GDS-Reisberg-Skala (GDS = global deterioration scale), die in 7 Stufen (in Deutschland sind auch 4 Stufen üblich) die Symptome beschreibt.

 

Stadium 1

Keine Einbußen

Stadium 2

Zweifelhafte kognitive Einbußen.

Vergisst vertraute Gegenstände und früher bekannte Namen.

Stadium 3

Geringe kognitive Einbrüche.

Wortfindung, Objektbeschreibung, Konzept-Definition, verbale Flüssigkeit, Orientierung an fremden Orten,  verlegt und verliert Wertgegenstände, Arbeitsleistung, Konzentration, Ausbildung von Gedächtnis, depressive Verstimmung.

Stadium 4

Mäßige Einbußen.

Wortfindung…, Schreiben nach Diktat, Ausbildung von Gedächtnis, komplexe Aufgaben (z. B. Umgang mit Finanzen oder serielle Subtraktion), Mimik-Gestik, Erinnerung der letzten 10 Jahre des eigenen Lebenslaufs, Orientierung an bekannten Orten.

Stadium 5

Mittelschwere kognitive Störung.

Auch formale Aspekte der Sprache, koordinatives Assoziieren, Schreiben nach Diktat, kommt ohne Hilfe nicht mehr zurecht - z. B. bei der Auswahl situationsgerechter Kleidung; Mimik-Gestik; der eigene Lebenszusammenhang; Orientierung generell in Raum und Zeit, auch in bekannter Umgebung.

Stadium 6

Schwere kognitive Einbrüche.

Sprache; apraktische Störungen; Kleidung, Ernährung, Hygiene; Tag-Nacht-Rhythmus: Lebenszusammenhang; Zählen -1 bis 10- vorwärts und rückwärts, Persönlichkeitsveränderungen und Gefühlsstörungen; Inkontinenz.

Stadium 7

Sehr schwere kognitive Einbrüche.

Häufig totaler Sprachverlust; Verlust der Fähigkeit zu gehen und der Fähigkeit zu sitzen; Verlust der Fähigkeit zu lächeln; Das Gehirn scheint den Körper nicht mehr zu steuern; Inkontinenz; Gedächtnis; Orientierung; Stupor; Koma.
Quelle. Die Alzheimer-Krankheit, Christoph Hock, Gunter Narr Verlag, 2000

 

Üblich ist zur Schweregrad-Bestimmung auch das Clinical Dementia Rating (CDR).

CDR 0 = keine Demenz
CDR 0,5 = fragliche Demenz
CDR 1 = leichte Demenz
CDR 2 = mittelschwere Demenz
CDR 3 = schwere Demenz


 

Mit dem von US-Wissenschaftlern entwickelten AD8-Test (Ascertain Dementia 8) können Freunde oder Angehörige aufgrund von Beobachtungen bereits im Anfangsstadium einen Hinweis auf eine Demenzerkrankung erhalten und dem behandelnden Arzt eine wertvolle Hilfe bei der Diagnose geben und das bevor aufwändige und kostenintensive Diagnoseverfahren eingesetzt werden. Die Fragen sind mit "JA" oder "Nein" zu beantworten.

1. Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen (z. B. falsche Entscheidungsfindung in Geldangelegenheiten).
2. Nachlassendes Interesse an Hobbys/Freizeitaktivitäten.
3. Wiederholtes Äußern derselben Fragen, Geschichten oder Bemerkungen.
4. Mühe mit technischen Geräten zurechtzukommen (z. B. Videorekorder, Computer, Mikrowelle, Fernbedienung).
5. Vergessen des laufenden Monats oder Jahres.
6. Schwierigkeiten bei der Handhabung komplexer Angelegenheiten (z. B. Kontoführung, Steuern, das Bezahlen von Rechnungen).
7. Mühe, sich an Termine zu erinnern.
8. Anhaltende Probleme mit dem Denken und Erinnern.

 


 

Uhren-Zeichen-Test (nach Dr. Kenneth I. Shulman)

Ein weiterer bekannter und oft angewandter Test, der erste Hinweise auf eine sich entwickelnde oder bereits bestehende Demenz-Erkrankung liefert, ist der Uhren-Zeichen-Test.

Bei diesem Test (Dauer bis 5 Minuten) wird die betreffende Person aufgefordert, auf einem Blatt Papier in einen vorgezeichneten Kreis (Umriss einer Analoguhr) die fehlenden Stundenziffern 1 bis 12 wie bei einer Uhr einzutragen und anschließend die Zeigerstellungen einer angegebenen Uhrzeit (z. B. 10 nach 11) einzuzeichnen.

 

Auswertung Beschreibung Beispiel
Score 1 Die Ziffern von 1 bis 12 sind an der richtigen Stelle eingezeichnet und der lange und der kurze Zeiger zeigen die korrekte Uhrzeit, die dem Probanden vorher genannt wurde. Score 1
Score 2 Die Abstände zwischen den Ziffern sind ungleichmäßig, einige Ziffern befinden sich außerhalb des Kreises. Das Blatt wird beim Eintragen gedreht mit der Folge, dass einige Ziffern auf dem Kopf stehen. Die Testperson zeichnet Hilfslinien zur Orientierung ein. Score 2
Score 3 Die Ziffern sind in der Uhr richtig dargestellt, die vorgegebene Uhrzeit jedoch nicht. So wird beispielsweise nur ein Zeiger eingezeichnet, die Uhrzeit wird als Text hingeschrieben (z. B."10 nach 11") oder fehlt ganz. Score 3
Score 4 Die Zwischenräume der Ziffern sind unregelmäßig, außerdem werden Ziffern vergessen oder sie sind unlesbar. Es werden Ziffern größer als 12 eingetragen. Die Ziffern werden entgegen dem Uhrzeigersinn eingetragen. Score 4
Score 5 Wie Beschreibungen bei Score 4, jedoch stärker ausgeprägt. Score 5
Score 6 Es wird gar nicht erst versucht, Eintragungen vorzunehmen und wenn doch, dann ist keine Ähnlichkeit mit einer Uhr zu erkennen. Es werden Worte oder der eigene Name geschrieben. Score 6

Ab einem Ergebnis zwischen Score 2 und Score 3 kann eine mögliche Demenzerkrankung vorliegen. Das gezeichnete Blatt sollte dem behandelnden Arzt vorgelegt werden, der gegebenenfalls weitere Tests sowie neurologische Untersuchungen durchführt.

Um die Ergebnisse richtig zu deuten, wird er auch andere oder bereits bestehende Erkrankungen oder Störungen bei seiner Entscheidungsfindung einbeziehen.

 

👉 Welt-Alzheimertag am 21. September jeden Jahres

 

Geistiger Abbau kann spürbar hinausgezögert werden

Dem Ergebnis einer Studie der Mayo-Klinik in Rochster (USA) mit 70 bis 89 Jahre alten Studienteilnehmern zufolge, sollen geistig anregende Aktivitäten an mindestens drei Tagen der Woche zu einer signifikanten Verzögerung der geistigen Beeinträchtigungen (Demenz) von 8,7 Jahren bei Männern und 8,8 Jahren bei Frauen führen.

Beispiele für kognitiv anregende Aktivitäten sind: Bücher lesen, Spiele spielen, Karten spielen, musizieren, künstlerisch-handwerkliche Betätigungen, arbeiten oder spielen auf einem Computer, die Teilnahme an sozialen Aktivitäten sowie die Pflege von sozialen Kontakten.

Mit den beschriebenen Aktivitäten sollte so früh wie möglich begonnen werden, aber, so die Botschaft der Studie: "Es ist nie zu spät".

Quelle: JAMA Neurology, August 2014

"Alle Angaben auf dieser Seite dienen nur der allgemeinen Information und nicht der Selbstdiagnose, geben keine Therapieempfehlungen und ersetzen nicht den Arztbesuch!"