BLUTDRUCK
Ein hoher Blutdruck bereitet ist körperlich grundsätzlich nicht zu spüren und schränkt den Lebensalltag nicht ein. Ein Blutdruck über 140 /90 mmHg gilt nach herrschender Meinung als gesundheitlich beeinträchtigend (erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, Blutgefäßschädigung!), man spricht in diesem Zusammenhang auch vom "stillen Killer", und sollte unverzüglich durch blutdrucksenkende Maßnahmen wie sportliche Aktivitäten, Gewichtsreduzierung, kein Tabakkonsum, Stressbewältigung oder in ärztlicher Absprache auch medikamentös auf ein niedrigeres Niveau gesenkt werden.
In einigen Fällen ist die Auslösung eines erhöhten Blutdrucks bekannt, die Fachwelt geht aber von etwa 90 % unklaren Ursachen aus, die es noch zu erforschen gilt.
Die Blutdruckmessgeräte arbeiteten früher ausschließlich mit Quecksilber (Hg = Hydrargyrum, so viel wie "flüssiges Silber") und daher wurde als Maßeinheit die Höhe der jeweils durch den Blutdruck verdrängten Quecksilbersäule in Millimeter beibehalten.
Allgemein ist die Angabe in mmHg durch die SI-Einheit Pascal (Pa) abgelöst worden, für die Druckangabe von Körperflüssigkeiten ist diese Ausnahme jedoch weiterhin gesetzlich zugelassen.
Hypertonie-KlassifikationQuelle: Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie – Kurzfassung,Version 1.0. 2023 [cited: YYYY-MM-DD]. DOI: 10.6101/AZQ/000502. www.leitlinien.de/hypertonie |
Praxis-Blutdruckwerte in sitzender Position für Patienten ab 18 Jahren. | Systolisch | Diastolisch |
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Eine Blutdruckabsenkung unter diese Werte sollte vermieden werden | < 120 mmHg | < 70 mmHg | |
Als ideal geltender Blutdruck-Zielwert | < 140 mmHg | < 90 mmHg | |
Hinweis! Bei gesunden Personen über 80 Jahre können meist höhere Blutdruckwerte akzeptiert werden, z. B. 140–150 / 70–90 mmHg | |||
Grad 1 – leichte Hypertonie | 140–159 mmHg | 90–99 mmHg | |
Grad 2 – mittelschwere Hypertonie | 160–179 mmHg | 100–109 mmHg | |
Grad 3 – schwere Hypertonie | ≥ 180 mmHg | ≥ 110 mmHg | |
Isolierte systolische Hypertonie - ISH | ≥ 140 mmHg und | < 90 mmHg | |
👉 Die Messung erfolgt im Sitzen in ruhiger Umgebung nach einer Ruhepause von 3 bis 5 Minuten. Zweite Messung nach 1 Minute. Der niedrigere Wert zählt. Während der Messung ist die Messmanschette in Herzhöhe zu halten. Dies gilt insbesondere für Handgelenk-Blutdruckmessgeräte. 👉 Die Messung erfolgt sitzend in ruhiger Umgebung nach einer Ruhepause von 3 bis 5 Minuten. Zweite Messung nach 1 Minute. Der niedrigere Wert zählt. Die Messmanschette ist während der Messung in Herzhöhe zu halten. Dies gilt insbesondere für Handgelenk-Blutdruckmessgeräte. 👉 Um Durchblutungsstörungen durch Gefäßveränderungen (Stenosen) frühzeitig zu erkennen, sollte der Blutdruck gelegentlich an beiden Armen gemessen werden. Bei Abweichungen ab 10 mmHg unbedingt den Hausarzt informieren. |
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Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM) |
Normalmittelwert während einer 24-Stunden-Messung am Tag | 120 mmHg | 80 mmHg |
Normalmittelwert während einer 24-Stunden- Messung Gesamt |
115 mmHg | 75 mmHg | |
Systolischer Wert (SYS) | oberer Blutdruckwert Das mit Blut gefüllte Herz zieht sich zusammen und pumpt dieses Blut in die Arterien. Dabei weiten sich die Arterien und es wird Druck auf die Gefäßwände ausgeübt. |
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Diastolischer Wert (DIA) |
unterer Blutdruckwert In der Entspannungsphase, wenn sich das Herz wieder mit Blut füllt, wird ein bestimmter Druck auf die Arterien aufrecht erhalten. Dieses ist der diastolische Blutdruckwert. |
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Normaler Wert |
Es gibt keinen Normalwert, der für alle Menschen gleich ist. Der Blutdruck hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, Geschlecht, Körperbau, Gewicht, Gesundheitszustand, Stress, vorherige Nahrungsaufnahme, Medikamenteneinnahme, Tageszeit (möglichst vor dem Frühstück), Praxis- oder Weißkittelhypertonie (Anstieg bis 40 mmHg SYS), Anzahl der durchgeführten Blutdruckmessungen. | ||
Hypertonie |
krankhafte Erhöhung des systolischen Blutdrucks über 160 mmHg (21,3 kPa) und des diastolischen Blutdrucks über 100 mmHg (13,3 kPa). |
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Hypotonie |
chronische Erniedrigung des systolischen Blutdrucks unter 100 mmHg (13,3 kPa) und des diastolischen Blutdrucks unter 60 mmHg (8,0 kPa). |
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Hypertensive Krise |
Mit hohem Blutdruck (> 230/120 mmHg ) plötzlich auftretende Fehlregulation des Blutdrucks. Neben Paniksituationen kann u. a. auch eine nicht dem Therapieplan entsprechende Einnahme von blutdrucksenkende Medikamenten der Auslöser sein. |
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Orthostatische Dysregulation |
Wiederholter Blutdruckabfall beim Wechsel vom Liegen zum Stehen. Folge können Schwindel, Benommenheit oder Ohnmacht sein. |
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RR | Abkürzung für Blutdruck nach dem Erfinder des Blutdruck-Messgerätes Riva-Rocci. | ||
Pulsdruck (PD) |
PD ist der Unterschied zwischen dem systolischem und dem diastolischem Blutdruck und zeigt an, wie elastisch die Blutgefäße auf die Druckeinwirkungen
reagieren. Als normal gilt ein PD zwischen 40 und 55 mmHg, ein erhöhter PD liegt bei 55–65 mmHg vor. Ein hoher PD > 65 mmHg gilt als behandlungsbedürftig, da aufgrund der starren Gefäße (Arteriosklerose der Aorta und der großen Arterien) das Herzinfarktrisiko deutlich ansteigt. Beispiel: Blutdruck 150/80 = PD 70 |
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Mittlerer arterieller Blutdruck (MAD)MAD = |
Die Bestimmung des mittleren arteriellen Blutdrucks (MAD) dient der Beurteilung der Organdurchblutung. Als Normal gilt ein Wert zwischen 70 und 105 mmHg. Sinkt der Wert unter 60 mmHg besteht die Gefahr einer Organschädigung (z. B. Nieren, Gehirn) infolge Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Überschlägige Berechnungsmethode: (DIA + DIA + SYS) / 3 ≈ MAD mmHg Beispiel: Blutdruck 150/80 = MAD 103 |
Sie beabsichtigen Ihren erhöhten Blutdruck senken?
Dann steht an erster Stelle der Abbau von Übergewicht.
Eine Gewichtsreduzierung von 5 kg bewirkt immerhin eine Blutdrucksenkung von 10/5 mmHg
…und pflegen Sie soziale Kontakte. Wissenschaftlichen Studien zufolge, haben einsame Menschen einen um 30 mmHg erhöhten Blutdruck.
Lebensstiländerungen zur Prävention und Behandlung der arteriellen Hypertonie | ||
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Veränderung | Empfehlung | Blutdruckeffekte (systolisch/diastolisch) |
Gewichtsreduktion | ● Bei BMI > 35 kg/m²: Reduktion um > 10 % in 6 Monaten ● Bei BMI 27 – 35 kg/m² + zusätzliche Risikofaktoren und/oder KHK: Reduktion um 5 – 10 % in 6 Monaten ● Taillenumfang: < 102 cm bei Männern; < 88 cm bei Frauen |
-10 mmHg/-5 mmHg bei 5 kg Gewichtsreduktion |
DASH Diät (Dietary Approches to Stop Hypertension) |
Viel Obst, Gemüse, Salate, Reduktion der Zufuhr gesättigter Fettsäuren | -14 mmHg/-8 mmHg |
Salz-Reduktion | < 6 g Kochsalz pro Tag | -7 mmHg/-4 mmHg |
Training | 30 Minuten täglich aerobes Ausdauertraining | -3 mmHg/-2 mmHg; bei Hypertonikern: -10 mmHg/-8 mmHg |
Alkohol-Reduktion | < 30 g/Tag Männern; < 20 g/Tag Frauen |
-5 mmHg /-3 mmHg |
Wenn bei bestehendem Bluthochdruck eine Abkehr von einem ungesunden Lebensstil zu einem gesunden Lebensstil (z. B. Umstellung auf mediterrane Kost, Reduktion der Salzaufnahme, moderates Herz-Kreislauf-Training, Rauchverzicht) nicht oder nur unzureichend gelingt, wird der Arzt zusätzlich Blutdruck senkende Medikamente einsetzen.
Hier stehen unterschiedlich wirkende Medikamente zur Verfügung, die einzeln oder bei Bedarf kombiniert eingenommen werden müssen. Hierbei sind bestimmte parallel bestehende Erkrankungen wie beispielweise Diabetes, Asthma, Herzschwäche oder Nierenschwäche, das Alter, das Geschlecht und unter Umständen sogar die Abstammung/Hautfarbe bei der Auswahl zu berücksichtigen.
Blutdruck senkende Arzneimittelgruppen | |
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Wirkstoffgruppen | Effekte |
Betablocker | Hemmen die Wirkung von Stresshormonen wie
Adrenalin und Noradrenalin, die an die Beta 1-Rezeptoren des Herzens andocken. Durch Betablocker werden diese Stellen blockiert, die Blutgefäße weiten sich, das Herz schlägt langsamer. |
Diuretika (umgangssprachlich "Wassertabletten" genannt) |
Die harntreibenden Diuretika entziehen dem Körper über die Nieren vermehrt Wasser und Salz. Die reduzierte Flüssigkeitsmenge in den Blutgefäßen bewirkt ein Absinken des Blutdrucks, eine Verlangsamung der Herzfrequenz und entlastet das Herz bei bestehender Herzmuskelschwäche. |
ACE-Hemmer | Infolge der Blockierung des körpereigenen Proteins Angiotensin-Converting-Enzym, werden die Blutgefäße auf Dauer entspannt und erweitert und bewirken dadurch eine Blutdrucksenkung und Herabsetzung der Herzfrequenz. |
AT₁-Antagonisten | Diese Wirkstoffgruppe ist eine Weiterentwicklung der preiswerteren ACE-Hemmer. Sie sind nebenwirkungsärmer und werden außerdem bei chronischer Herzinsuffizienz bevorzugt eingesetzt. |
Kalziumantagonisten | Diese verhindern das Eindringen von Kalziumionen in das Innere der Muskelzellen des Herzens und der Blutgefäße und bewirken die Erweiterung der Blutgefäße und der damit einhergehenden Blutdrucksenkung sowie eine Verminderung der Schlagkraft des Herzens. |
Renin-Hemmer | Hemmen das Blutgefäße verengende Enzym Renin. Renin-Hemmer bewirken eine Gefäßerweiterung und der Blutdruck sinkt. |
Aldosteron-Antagonist | Bei bis zu 13 % (Quelle: Deutsches Conn-Register, Stand: 2016) der Bluthochdruckpatienten greifen weder angepasste Lebensänderungsmaßnamen noch Medikamente. Das
hier zugrunde liegende Übel nennt sich Conn-Syndrom (auch: primärer Hyperaldosteronismus; PHA) und ist in ⅔ der Fälle auf eine Überproduktion des NebennierenhormonsHormons Aldosteron zurückzuführen. Dieses Hormon bewirkt eine Elektrolytstörung des Natrium- und Kaliumhaushalts im Blut mit der Folge, dass sich das Blutvolumen und damit auch der Blutdruck erhöht. |
SGLT2-Hemmer | Diese Wirkstoffgruppe fördert die Ausscheidung von Natrium und Glukose (Blutzucker) und wird therapeutisch bei Herzschwäche eingesetzt. |
Oder sie hören zur Entspannung beispielsweise Bachs Orchestersuite Nr. 3. Studien haben ergeben, dass vorzugsweise klassische Musik den Blutdruck und Herzschlag während des Musikgenusses messbar senken kann. Beim benannten Musikstück waren es beachtliche 7,5 mmHg zu 4,9 mmHg und der Puls ging um 7 Schläge pro Minute zurück. Anschließend gingen die Werte jedoch wieder auf den Ausgangswert zurück. Quelle: Deutschen Ärzteblatt 2013;110 (51-52): A-2493 / B-2197 / C-2115 |
Eine besondere Blutdruckmessmethode ist die Ermittlung des Knöchel-Arm-Indexes (engl.: Ankle-Brachial-Index,
kurz ABI). Bei dieser Diagnosemethode werden beim liegenden Patienten oberhalb beider Fußknöchel und an beiden Oberarmen Blutdruckmessungen
vorgenommen. Anschließend wird der systolische Fußknöchelarterienwert durch den systolischen Oberarmarterienwert dividiert.
Der Arzt kann folgende wertvolle Erkenntnisse daraus gewinnen:
Werte unter 0,4 = Schwere pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit/Raucherbein)
Werte 0,7
– 0,4 = Mittelschwere pAVK (Zeitweilige Schmerzen)
Werte 0,9
– 0,7 = Leichte pAVK im Anfangsstadium (Schwellenwert: 0,9)
Wert um 1 = Normalwert (Der Blutdruck in den Bein- und Armarterien ist beim liegenden Patienten nahezu identisch)
Werte 1,0 – 1,2 = Normalbereich
Wert über 1,5 = Mediasklerose (nicht komprimierbare Arterien). Dieser Wert hat keine Aussagekraft.
"Alle Angaben auf dieser Seite dienen nur der allgemeinen Information und nicht der Selbstdiagnose, geben keine Therapieempfehlungen und ersetzen nicht den Arztbesuch!"